Der Wiederaufbau in den Überflutungsgebieten an der Ahr und im westlichen Nordrhein-Westfalen muss fachlich fundiert, klimaangepasst und nachhaltig erfolgen. Bei der Planung und Umsetzung des Wiederaufbaus muss das Fachwissen der Wasserwirtschaft von Anfang an einbezogen werden. Insbesondere die Expertenerfahrung aus den in der Vergangenheit von Hochwasser stark betroffenen Gebieten muss genutzt werden. „Wissenschaft und Praxis haben beim Wiederaufbau nach Überflutungen, insbesondere nach den vier extremen Hochwassern in Sachsen oder den Starkregenereignissen von 2016 in den Gemeinden Braunsbach und Simbach, wertvolle Erfahrungen gewonnen, betont Uwe Müller, Vizepräsident der DWA Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall, anlässlich des Internationalen Tags der Katastrophenvorbeugung am 13. Oktober. „Diese Erfahrungen und bestehende Tools aus erster Hand gilt es gezielt einzubinden, um einen effizienten und wirklich nachhaltigen Wiederaufbau zu gewährleisten.“
„Mein Dank gilt dieses Jahr besonders dem Betriebspersonal der Abwasserwirtschaft“, betont Gert Schwentner, Sprecher der Kläranlagen-Nachbarschaften der Deutschen Vereinigung für
Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA). „Dass die Kläranlagen auch im Jahr 2020 unter den deutlich erschwerten Arbeitsbedingungen der Pandemie die gewohnt hohen Reinigungsleistungen
jederzeit gewährleisten konnten, insbesondere auf kleineren Kläranlagen, die ohnehin mit einer dünnen Personaldecke zu kämpfen haben, verdient höchste Anerkennung.“
Phosphorabbau über 93 Prozent
Im Fokus der Kommunalabwasserrichtlinie stehen besonders Nährstoffe wie Phosphor und Stickstoffe, um eine Eutrophierung der Gewässer sowie von Nord- und Ostsee zu verhindern. Bezüglich der
Phosphor-Elimination hat sich die Reinigungsleistung auf sehr hohem Niveau bestätigt, bundesweit wurden 93,1 Prozent des Gesamtphosphors in den Kläranlagen aus dem Abwasser entfernt und in den
Klärschlamm eingebaut. Die Vorgabe der Kommunalabwasserrichtlinie von 80 Prozent wird somit von den deutschen Kläranlagen deutlich überschritten. Gleiches gilt für den Parameter Gesamtstickstoff,
auch hier wurden die EU-Vorgaben mit einer Elimination von 83,2 Prozent sicher eingehalten. Noch höher liegt die Abbauleistung beim Parameter Chemischer Sauerstoffbedarf (CSB), Maß für die Summe
aller im Wasser vorhanden und unter bestimmten Bedingungen oxidierbaren Stoffe. Hier wurde 2020 eine Elimination von 95,6 Prozent erreicht.
Stromverbrauch sinkt weiter
Kläranlagen zählen zu den größten kommunalen Stromverbrauchern – Grund ist vor allem der Energiebedarf bei der Belüftung der Belebungsbecken. Die Abwasserwirtschaft ist sich dementsprechend der
Verantwortung hinsichtlich des Klimawandels bewusst und arbeitet seit Jahren gezielt und erfolgreich sowohl an der Reduzierung des Energieverbrauchs als auch an der Ausweitung der
Eigenenergieerzeugung – wobei die sichere Gewährleistung der Abwasserbehandlung immer im Vordergrund steht. Der Gesamtstromverbrauch der Kläranlagen konnte seit 2011, in diesem Jahr hat die DWA
erstmals den Energieverbrauch flächendeckend erhoben, von 34 kWh pro Einwohner und Jahr auf 31,2 kWh gesenkt werden. Hochgerechnet auf die Gesamtheit der Kläranlagen bedeutet dies eine
Reduzierung des Stromverbrauchs der Kläranlagen von rund 4000 GWh im Jahr 2011 auf etwa 3600 GWh 2020.
Demgegenüber steht bei den an der Umfrage beteiligten Kläranlagenbetreibern eine Eigenstromerzeugung, fast ausschließlich über die Verstromung des bei der Klärschlammfaulung entstehenden
Faulgases, von 1118 GW im Jahr 2020. Bezogen auf den Elektrizitätsverbrauch dieser 4835 Anlagen hat die Eigenstromversorgung damit mittlerweile einen Anteil von 36 Prozent erreicht.
33. DWA-Leistungsnachweis kommunaler Kläranlage
Die DWA erhebt über ihre Kläranlagen-Nachbarschaften jährlich den Leistungsstand der Abwasserbehandlung. Der aktuelle 33. DWA-Leistungsnachweis kommunaler Kläranlagen basiert auf über 3,6 Mio.
Einzelmessungen, die das Betriebspersonal der Anlagen im Rahmen der Selbstüberwachung vorgenommen hat. Die erhobenen Daten fließen als Jahresmittelwerte in den Leistungsnachweis ein. Am aktuellen
Leistungsnachweis haben sich 5220 der insgesamt 9105 kommunalen Kläranlagen beteiligt. Diese Kläranlagen vereinen eine Gesamtausbaugröße von 130,8 Millionen Einwohnerwerten. Bezogen auf eine
Ausbaukapazität von 151,8 Mio. Einwohnerwerten bedeutet dies eine Beteiligung von 86,2 Prozent der in Deutschland installierten Reinigungsleistung in kommunalen Kläranlagen. Der Einwohnerwert
beinhaltet neben dem Abwasser privater Haushalte als Berechnungsäquivalent auch Einleitungen aus Industrie, Gewerbe und Landwirtschaft. Dadurch bedingt liegt die Gesamtausbaugröße von gut 150
Mio. Einwohnerwerten deutlich oberhalb der Einwohnerzahl von rund 83 Mio.
Quelle: Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. (DWA)